Mehr Geld – mehr Gold – mehr Seelenheil?

Annäherungen an die spätmittelalterlichen Altenburger Schnitzwerkstätten
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Christoph Fasbender (TU Chemnitz)
Um 1500 ist die Residenzstadt Altenburg ein Hotspot der Herstellung repräsentativer Sakralkunst. Mit den namhaften Werkstätten Jakob Naumanns (1502 – 1510) und Franz’ von Geringswalde (1508 – 1519) lassen sich zwei Einrichtungen fassen, die über einen längeren Zeitraum wirkten. Dass sich ihre Altarretabel noch heute in vielen Dorfkirchen des Altenburger Landes auffinden lassen, ist für die Kunstgeschichte der Region ein Glücksfall. Eine noch größere Anzahl ihrer Werke dürfte sich freilich in Museen Thüringens und Sachsens – und wohl auch darüber hinaus – befinden: nicht immer identifiziert, nicht immer angemessen eingeordnet.
Wir sind gegenwärtig noch relativ weit davon entfernt, die Konturen der Altenburger Werkstätten verlässlich skizzieren zu können. Wer waren die Auftraggeber der teils voluminösen Retabel? Was wissen wir Konkretes über die Fertigungsprozesse? Wie sind die heutigen Standorte zu beurteilen? Was wurde disloziert? Was wissen wir – etwa aus Rechnungsbüchern – über Preise und Verluste?
Fragen wie diese sollten eingebunden werden in die größeren Zusammenhänge der Produktion sakraler Kunst im interregionalen Vergleich. Wie verhält sich die Altenburger Produktion etwa zur gleichzeitigen Saalfelder oder zur Erfurter? Wenn zutrifft, dass die Zeit um 1500 von einer zuvor nie dagewesenen Frömmigkeit geprägt war, wäre weiter zu überlegen, ob und, wenn ja, dann wie sich diese Frömmigkeit in den Kunstwerken selbst artikuliert. Erschöpft sich die Religiosität der Zeit in einem Mehr an Ausgaben und Aufwendungen, einem Mehr an Gold? Bedienen die Altenburger Werkstätten vor allem dieses „Mehr“, das immer auch als bessere Versicherung für das Seelenheil verstanden werden konnte?
Sollten sich die überkommenen Erzeugnisse der Altenburger Werkstätten nicht allein als repräsentative Abbilder solcher „Rechenspiele des Heils“ begreifen lassen, wäre weiter zu fragen, ob und in welcher Weise sich in ihnen künstlerische Annäherungen an die geistlichen Fragestellungen der Zeit spiegeln. Lassen sich Spezifika in Motiv oder Modus herausarbeiten, die auf Besonderheiten der Heilsauffassungen deuten?
Die Altenburger Tagung versucht eine erste interdisziplinäre Annäherung an die Werkstätten und die sie dominierenden Künstlerpersönlichkeiten, die auch die weiteren geschichtlichen, insbesondere frömmigkeitsgeschichtlichen Kontexte berücksichtigt.
Ablauf der Tagung
Freitag, 12. September 2025
- 13.00 Uhr – Öffnung Tagungsbüro
Residenzschloss Altenburg, Bachsaal - 14.00 Uhr – Enno Bünz
Was war neu an den Flügelaltären des späten Mittelalters? Zum Wandel von Frömmigkeitsvorstellungen, Stiftungswesen und Bildkonzepten vom 14. bis 16. Jahrhundert - 14.45 Uhr – Martin Sladeczek
Wo gab es Werkstätten? Zum Stand der Künstlersozialgeschichte in Thüringen - 15.30 Uhr – Kaffeepause
- 16.00 Uhr – Christoph Fasbender
Wer hat das bezahlt? Hinweise auf Auftraggeber von Retabeln aus Altenburger Werkstätten - 16.45 Uhr – Sandra Kästner
„mit seiner hant gsnitte(n) vnd gmalt“ – Die Altenburger Maler- und Bildschnitzerwerkstatt des Franz Geringswald - 18.30 Uhr – Thomas Noll
Das Bild in der Frömmigkeit des späten Mittelalters - 20.00 Uhr – Schlosskirche
Konzert „Musik als Seelenheil“
Das Konzert möchte das Thema „Seelenheil“ in musikalischer Hinsicht beleuchten und aufgreifen. Die Sopranistin Benita Borbonus und ein Instrumentalensemble unter Leitung des Lübecker Marienorganisten Johannes Unger spielen sakrale Kompositionen des 16. und 17. Jahrhunderts mit Werken u. a. von Simone Vesi, Adrian de Willaert, Orlando di Lasso und weiteren Komponisten.
Der Eintritt für die Teilnehmer der Tagung ist frei.
Samstag, 13. September 2025
- 9.00 Uhr – Vincent Rudolf
Fromme Wandervögel – Zur wechselvollen Geschichte eines Altenburger Altarensembles - 9.45 Uhr – Frank Schmidt
Die bewahrende Kraft des Luthertums - 10.30 Uhr – Kaffeepause
- 11.00 Uhr – Thomas Hildenbrand
Emotion ist zeitlos – Die historische Holzskulptur als Inspirationsquelle der zeitgenössischen künstlerischen Auseinandersetzung - 12.00 Uhr – Mittagsimbiss
- 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr – Gemeinsame Exkursion zu den Meisterwerken der Altenburger Werkstätten in den Kirchen in Neukirchen, Oberwiera, Langenchursdorf, Langenberg und Meerane
Bus-Abfahrt: Am Marstall des Residenzschlosses Altenburg
Leitung: Sandra Kästner
Tagungsgebühr: Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben. Die Barbarossa-Stiftung bittet die Tagungsteilnehmer vor Ort um eine Spende für die angebotenen Speisen und Getränke sowie die Teilnahme an der Exkursion.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Barbarossa- Stiftung mit den Altenburger Museen und wird unterstützt von der Energie- und Wasserversorgung Altenburg und der Sparkasse Altenburger Land.

Anmeldung
Das ausgefüllte Anmeldeformular bitte an info@barbarossa-stiftung.de senden.
Ort: Residenzschloss Altenburg