Glossar

Hier entsteht eine Sammlung von Fachbegriffen aus Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie und verwandten Wissenschaften. Als Quellen wurde vor allem das Glossar der Internetseite Regionalgeschichte.net, eigene Recherchen und Internetseiten anderer Bearbeiter genutzt.

Die Barbarossa-Stiftung dankt dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. für die freundliche Genehmigung der Nutzung der Daten.

Vorschläge für Ergänzungen und Verbesserungen nehmen wir gerne entgegen.

 

 


Historische Fachbegriffe

Kettenhemd

Kettenhemd

Schutzkleidung aus ineinander verschlungenen Metallringen (ca. 500 v. Chr. bis 16. Jahrhundert n. Chr.)

Das Kettenhemd ("Panzerhemd" oder "Ringelpanzerhemd") war eine Schutzkleidung aus ineinander verschlungenen Metallringen. Es wurde vermutlich um 500 v. Chr. von den Kelten "erfunden" und vom römischen Heer übernommen. Während die Weströmer (Rom) das Kettenhemd als kurzärmelige hüftlange Tunika trugen, bevorzugte die Reiterei des oströmischen Reiches (Byzanz) eine längere Version. Die Germanen und später die Ritter des frühen Mittelalters übernahmen das hüftlange Kettenhemd mit kurzen Ärmeln. Während der Kreuzzüge in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts lernten die abendländischen Ritter das bei den morgenländischen Kämpfern übliche Kettenhemd mit angearbeiteter Kapuze und langen Ärmeln kennen. Letztere konnten in Handschuhen bzw. Fäustlingen auslaufen. Ein im Unterärmel befindlicher Schlitz ermöglichte es dem Ritter, die Hand schnell herauszuziehen. Lange Kettenhemden wurden vorne und hinten bis zum Schritt geschlitzt, damit der Reiter aufs Pferd steigen konnte. Die dabei entstehenden seitlichen "Lappen" wurden um die Schenkel herum festgezurrt. Diese Gewohnheit hat fälschlicherweise den Eindruck entstehen lassen, die Ritter hätten einen Hosenanzug getragen. Das Kettenhemd war flexibel genug, um dem Ritter ausreichend Bewegungsfreiheit zu geben und luftdurchlässig genug, um ihn bei starker Belastung nicht durch übermäßiges Schwitzen zu behindern. Es bot aber nur ungenügenden Schutz gegen Schwert und Spieß, es war nicht "hieb- und stichfest". Bei Gräberfunden entdeckt man immer wieder Männer, deren Kettenhemden den Schwerthieben und Lanzenstichen nicht standgehalten haben, die Leichen sind verstümmelt, die Gliedmaßen teilweise abgetrennt. Um die Wucht der Schläge abzudämpfen, wurden unter dem Kettenhemd gepolsterte Jacken aus Filz, dickem, gestepptem Wollstoff, Leinen oder Leder getragen. Ursprünglich war die Herstellung des Kettenhemdes aufwendig und teuer. Mit der "Erfindung" des Drahtes wurde die Fertigung einfacher und das Kettenhemd für viele Ritter erschwinglich. Deshalb hielt sich das Kettenhemd, obwohl es keinen optimalen Körperschutz bot, bis zum Ende des Mittelalters. Dann kam es endgültig aus der Mode und im 16. Jahrhundert war es nahezu vollständig vom Plattenharnisch verdrängt. (Text: Stefan Grathoff)

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