Glossar

Hier entsteht eine Sammlung von Fachbegriffen aus Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie und verwandten Wissenschaften. Als Quellen wurde vor allem das Glossar der Internetseite Regionalgeschichte.net, eigene Recherchen und Internetseiten anderer Bearbeiter genutzt.

Die Barbarossa-Stiftung dankt dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. für die freundliche Genehmigung der Nutzung der Daten.

Vorschläge für Ergänzungen und Verbesserungen nehmen wir gerne entgegen.

 

 


Historische Fachbegriffe

Königshöfe, fränkische

Königshöfe, fränkische

Herrschafts- und Wirtschaftszentrum

Im Zuge der vielen militärischen Unternehmungen Karls des Großen (768-814), die im ganzen Reich Unterkünfte und Verpflegungsstationen für den Herrscher und sein Gefolge erforderten, erhielten die Königshöfe und später die Pfalzen eine immer größere Bedeutung. Aus den spärlich gesäten merowingischen Königshöfen entwickelte sich unter Karl ein dichtes Netz von Anlagen. Die karolingischen Königshöfe erfüllten vorerst, wie ihre altrömischen und merowingischen Vorläufer, in erster Linie wirtschaftliche Aufgaben und waren in der Regel nicht befestigt. Doch mit der Renaissance des Steinbaus wurde gegen Ende des 8. Jahrhunderts zunächst das Hauptgebäude der Anlage, das Königshaus (casa regalis), aus massivem Stein, zumindest aber aus einer Kombination von Holz- und Steinbau errichtet. Neu war, daß man einige Höfe befestigte, d.h. mit einem Flechtzaun umgab und ein festes Tor einbaute. So weisen die fränkischen Königshöfe zumindest im wehrtechnischen (fortifikatorischen) Bereich Merkmale auf, die sie als Vorstufe der mittelalterlichen Burgen erscheinen lassen. Seit der Zeit der merowingischen Könige (482-629) hielten sich die Herrscher häufig in den überall im Land verstreut liegenden Königshöfen und Pfalzen auf. Unter einer Pfalz versteht man einen besonders repräsentativen und großen Königshof. Hier residierte der Herrscher, hielt seine Reichs- und Gerichtstage ab und zelebrierte die kirchlichen und königlichen Festakte, die in der aula regia, dem Hauptsaal der Pfalz, stattfanden. Viele Pfalzen gehen auf Karl den Großen zurück. Er legte im Laufe der Zeit ein ganzes Netz von stattlichen und repräsentativen Königspfalzen an: z.B. Ingelheim, Aachen, Nimwegen, Goslar, Regensburg, Mainz, Frankfurt und Salz, im Westen seines Reiches Quiercy, Soissons, Reims, Lyon, Tours und Arles, im südlichen Teil Ravenna, Verona und Turin. Die Herrscher des Mittelalters kannten keinen festen Regierungssitz, sondern zogen mit Familie, Gefolge, Truppen und Troß von Pfalz zu Pfalz. Diese mußten also so angelegt sein, daß eine große Menschenmenge beherbergt und verköstigt werden konnte. Deshalb gehörte zu jeder Pfalz eine ausgedehnte Land- und Forstwirtschaft. Bei den meisten Pfalzen standen Verwaltungs- und Repräsentationsfunktionen ganz im Vordergrund, eine Befestigung der Anlage war in diesem Fall nicht von Bedeutung. Andere Pfalzen waren dagegen seit frühester Zeit mit Mauern und Toren versehen. Die Pfalz Goslar wurde bereits 1108 von einer dicken Wehrmauer geschützt. Obwohl man die wenigsten Pfalzen als Vorläufer der mittelalterlichen Burg ansehen kann, verfehlte die prunkvolle Gestaltung einiger Saal- und Palasgebäude ihre Wirkung auf den Burgenbau nicht. Die prächtigen Burgsäle in Münzenberg und Wildenberg im Odenwald sind beispielsweise in Anlehnung an einige Königspfalzen (Hagenau, Gelnhausen) entstanden.

http://www.kaiserpfalz-ingelheim.de/

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