Glossar

Hier entsteht eine Sammlung von Fachbegriffen aus Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie und verwandten Wissenschaften. Als Quellen wurde vor allem das Glossar der Internetseite Regionalgeschichte.net, eigene Recherchen und Internetseiten anderer Bearbeiter genutzt.

Die Barbarossa-Stiftung dankt dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. für die freundliche Genehmigung der Nutzung der Daten.

Vorschläge für Ergänzungen und Verbesserungen nehmen wir gerne entgegen.

 

 


Historische Fachbegriffe

Harnisch

Bestandteil der Turnierrrüstung des Ritters

von altfranzösisch harnais, "kriegerische Ausrüstung". Der Begriff bezeichnet: 1) die Panzerung des Oberkörpers (Brustharnisch), im Altertum bestehend aus festem, mit Metallplatten verstärktem Leder, später meist in Form eines Brust- und eines Rückenstückes zur Gänze aus Metall gefertigt und bedeutet. 2) Synonym für die von Plattern geschmiedete Rüstung. Bis ins 13. Jahrhundert unterschied sich die Rüstung im Turnier nicht von der, die im Feldkampf getragen wurde: Sie bestand aus Topfhelm, Kettenhemd, einer metallenen Brustplatte, dem Waffenrock und einem dreieckigen Schild. Die mit voller Wucht geführte Lanze sowie die scharfen Schwerter durchbohrten das Kettenhemd allzu leicht und verursachten schwere Verletzungen, bisweilen sogar den Tod des Getroffenen. Deshalb begann man im 14. Jahrhundert Schritt für Schritt damit, die Ausrüstung des Turnierreiters zu verbessern. Stärkere Helme, Plattenbauweise für den Harnisch, angepasste Schilde (Tartsche) und eine spezielle Panzerung für das Pferd sollten die Verletzungsgefahr der Turnierteilnehmer mindern. Am Harnisch änderten sich zunächst nur eher unscheinbare Details. Für die handschuhlose rechte Hand, mit der ein Ritter seine Lanze hielt, wurde ein tellerförmiger Handschutz, die sog. Brechscheibe, an der Lanze angebracht. Erste Brechscheiben tauchen um 1300 auf. Sie waren zunächst als flache Scheiben gearbeitet, nahmen aber bereits um 1330 eine trichterartige Form an. Sie blieben bis ins 16. Jahrhundert nahezu unverändert. Das Material für die einzelnen Rüstungsteile wurde immer dicker und schwerer. Seit dem 15. Jahrhundert kam es zur Herausbildung der überschweren Turnierrüstungen, die noch heute auf vielen Burgen als Dekoration dienen. Diese auch als Stechzeug bezeichneten Rüstungen sind an einem angeschraubten Stechhelm, einer besonders starken Brustplatte und dem charakteristischen Rüst- bzw. Rasthaken zu erkennen Die linke Hand, die gewöhnlich den Zügel hielt, war besonders gefährdet. Der Handschuh wurde verstärkt und zu einer starren Armhülse, dem sog. Stecharm weiterentwickelt. Den Unterleib schützte das sog. Magenblech, die Oberschenkel waren unter Beintaschen oder sog. Schößen verborgen. Schultern und Achseln wurden von vorgelegten Schwebescheiben geschützt. Schwebescheiben sind seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekannt und hielten sich bis in das 16. Jahrhundert. Zu den berühmtesten Turnierrüstungen gehörten die Arbeiten der Plattner in Augsburg, Innsbruck, Landshut und Nürnberg. Besonders berühmt ist der Turnierharnisch Erzherzogs Sigismund von Tirol, der um 1480 in Augsburg bei dem Plattner Lorenz Helmschmied hergestellt wurde. Auch das prachtvolle Stechzeug Kaiser Maximilians I. (1486-1519) entstand in dieser weit gerühmten Werkstatt. Plattner Die Plattner schmiedeten aus den in Hammerwerken hergestellten Eisenplatten Harnischteile und setzten sie durch Nietung sowie Riemenverbindungen zusammen. Das Material für den Harnisch wurde zuerst im Schmiedeofen glühend gemacht und vorgeformt, um danach in kaltem Zustand getrieben zu werden. Die Auspolsterung der Innenteile des Harnisches besorgte der Aufbereiter. Die Blütezeit der Plattner reichte vom 13. bis zum 16. Jh. Die Plattenharnische wurden durch Bläuen, Tauschierung, Niello, Teilvergoldung und Eisenätzung oft kunstvoll verziert. Besonders prunkvoll ausgeführte Exemplare werden Prunkharnische genannt. Die von den Plattnern hergestellten Harnische mussten einem Beschaumeister vorgelegt werden und erhielten nach bestandener Qualitätskontrolle eine Punze eingeschlagen. Aufgrund der Beschauzeichen lässt sich meist die Herkunft der Plattnerarbeiten bestimmen. Bekannte Zentren der Plattnerkunst waren neben Augsburg vor allem Dresden-Annaberg, Graz, Innsbruck, Landshut, Mailand, Nürnberg, Paris und Wien. (Text: Stefan Grathoff)

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